Es ist schon wieder zwei Wochen her, seit ich den letzten Blog gepostet habe. Interessanter Weise werde ich mittlerweile immer häufiger darauf angesprochen, warum ich so lange nichts poste. Sogar von Leuten, von denen ich nicht einmal wußte, dass sie meinen Blog verfolgen. Es ist wirklich erstaunlich, mittlerweile sind täglich zwischen 80 und 100 Besucher (ja, inkl. Google, Yahoo und wie sie alle heißen Bots) auf muenzi.de und lesen (hoffentlich!) was ich gerade für erwähnenswert halte.

Schön ist es auch festzustellen, dass die Leser des Blogs wohl alle sehr kritische Konsumenten sind. Zumindest fristen die Klickraten und Umsätze der Bannerwerbung, die auf der rechten Seite leicht zu finden sind,  ein Schattendasein. Einerseits macht mich das sehr stolz zu wissen, dass die Leserschaft sehr konsumkritisch ist und damit intellektuell sein muß (was eigentlich auch nicht verwundern kann, da es leider immer weniger Bildungsbürger zu geben scheint, die einen geschliffen formulierten und mit korrekt gesetzten Genitiven oder Appositionen geschmückten Text zu würdigen wissen und darob Willens und geistig genug beschlagen sind, sich auf solch brilliante Texte einzulassen). Andererseits mache ich mir natürlich auch Gedanken und muss mit Betrüben feststellen, dass es wohl mit der Extraurlaubsreise, bezahlt durch die Konsumenteninformationen auf muenzi.de, bis zur nächsten Eiszeit nichts werden wird. Oder es geschieht noch ein Wunder…

Aber was den verehrten Leser bestimmt weit mehr interessieren wird, was gabs die letzten zwei Wochen Skuriles oder Aufregendes in meinem bewegten Leben. Leider muss ich gestehen: überhaupt nichts. Ich habe viel gearbeitet (irgendjemand muß mir ja meine nächste Fernreise finanzieren… 😉 ) und gelesen.

Normalerweise bin ich kein schneller Buchleser. Je nach Dicke und Schreibstil kann es durchaus Monate dauern, bis ich ein Werk beendet habe. Ich lese eigentlich nur abends im Bett. Und da ich mit einem schnellen und komatösen Schlaf gesegnet bin, kaum dass ich mein Haupt auf das feine Federkissen gebettet habe, schaffe ich in der Woche vielleicht gerade mal 30-40 Seiten. Ab und an kommen dann noch die “ wildehelichen Pflichten“ der Partnerschaft hinzu, was zugegebenermaßen ganz angenehm aber dennoch sehr verausgabend ist, was sich wiederum entsprechend zusätzlich negativ auf die Anzahl der gelesenen Seiten pro Woche bemerkbar macht.

Nun bin ich letzte Woche dank einer Bestellung für eine Speichererweiterung bei Amazon auf ein Buch aufmerksam gemacht worden, das zu meinem Leseprofil passen könnte. Und es hat gepasst. Also, dass muß man den Jungs von Amazon lassen, die haben verstanden wie man Dinge, die man eigentlich gar nicht haben wollte, an den Mann bringt. Marketing at it´s best sozusagen: erzeuge ein künstliches Bedürfnis. Und sie haben bei mir ein Bedürfnis erzeugt! Unter dem Foto der Speicherkarte meiner Wahl wurden drei Bücher angezeigt, die andere Menschen mit meinem Konsumprofil auch schon gekauft haben. Beängstigend und faszinierend zugleich, ein Buch davon hat so gut auf mein Profil gepasst, dass ich es kurzerhand mitbestellt habe (und Amazon hatte 10 Euro Umsatz on top gemacht – well done, great job! wie unsere Sales Jungs neudeutsch zu sagen pflegen).

Es handelt sich um ein Buch von William Gibson, das ich bisher noch nicht kannte. Und ich bin Fan von William Gibson. Wer von der werten Leserschaft diesen Namen noch nie gehört haben sollte ,dem sei kurz erklärt, dass er als Erfinder der Cyberpunk Literatur gilt und mit der Trilogie von Neuromancer einen Meilenstein der Literatur abgelgegt hat (das sehen aber nur ganz wenige so euphorisch wie ich , fürchte ich). In dieser Trilogie „erfindet“ er auch den Begriff des Cyberspace, also einer durch Computer künstlich erschaffenen Welt, in die sich die Menschen ein- oder ausloggen können. Wenn man so will, schreibt er über SecondLife in 20 Jahren. Der Cyberspace ist ein Ort, in dem Menschen eine andere Identität als im realen Leben annehmen (können) und diesen Ort nutzen, um ihre Freizeit dort zu verbringen, oder aber geschäftliche Besprechungen mit Partnern aus der ganzen Welt vornehmen zu können, ohne diese in physisch vor Ort haben zu müssen. Ein bisschen gibts das mittlerweile alles schon im bekannten Internet. Nur dass das Internet noch nicht wirklich das Gefühl einer künstlichen Realität erzeugen kann. Irgendwann wird das aber bestimmt noch kommen.

Egal, wie gesagt, vom genannten Schriftsteller gäbe es ein Buch, das ich noch nicht kannte und ich habe das in einer Woche durchgelesen. Es heißt „Mustererkennung“ und handelt von Internet, Guerillamarketing und Markenwelten im Allgemeinen. Eine wirklich nette und kritische Sichtweise auf unsere westliche, konsumgetriebene Warenwelt. Der Plot ist auch klasse und wie nicht anders zu erwarten, ist das Werk spannend und unterhaltsam geschrieben. Ich hatte mich gefreut, endlich einmal wieder schön abgedrehte Cyberpunkliteratur in den Händen zu halten. Leider hat mich da der alte William enttäuscht. Es gibt keinen Cyberspace, nur das Internet und das, was Cyberpunkliteratur besonders ausmacht, den nicht linearen Erzählstrang, gibt es auch nicht. Naja, immerhin war das Buch spannend genug, dass ich es in jeder freien Minute gelesen habe. Also kann es nicht so schlecht gewesen sein.

Ja, das wars, was ich in letzter Zeit so getrieben habe. Keine Lack und Leder Parties, keine neuen Transen-Shows und keine Swingerclubs. Aber Ihr wisst ja, sobald mir so etwas wiederfährt, seid Ihr die Ersten, die es erfahren werden. Ich bin überigens für jegliche Tipps dankbar, wo ich mal vorbeischauen sollte. Bestimmt kennt der Eine oder andere von Euch einen Szenetipp, den ich noch nicht kenne. Ich freue mich über viele Anregungen. Nur Mut. Ich verspreche auch, dass ich keine Fotos von Euch machen und veröffentlichen werde, solltet Ihr Euch zeitgleich im vorgeschlagenen Etablissement aufhalten und nur mit weissen Socken, einer schwarzen Theatermaske und einer Hundeleine um den Hals bekleidet sein. Versprochen!

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