Einer der großen Vorteile, in Bayern seinen Lebensunterhalt verdingen zu müssen/dürfen, ist die üppige Anzahl an Feiertagen, die hier mit Inbrunst zelebriert werden. Das heißt, so ein freier Tag will wohlüberlegt und vernünftig im Sinne der katholischen Kirche begangen werden. Letzter Donnerstag war wieder einer dieser Tage Namens Allerheilligen. In postmodernen Zeiten wie diesen wohl besser als der Tag nach Halloween bekannt.

Daher beschlossen wir etwas aufs Land zu fahren, das schöne Herbstwetter ohne Autos, Straßenbahnlärm, Feinstaubemissionen und vor allem in der buntgefärbten Natur zu genießen. So fuhren wir zum südlichsten Zipfel des Tegernsee nach Kreuth und spazierten ein bisschen die Weissach entlang. Dies ist ein wunderschönes Fleckchen Erde und besonders zur Herbstzeit umwerfend romantisch, wenn die Sonnenstrahlen durch das goldene Blätterlaub scheinen.

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So schön ist ein Spaziergang an der Weissach im Winter. Dann freut man sich besonders über die beste Ente mit Knödel von ganz Bayern.

Aber das Highlight des Spaziergangs ist die Weissach-Alm, ein kleines, verstecktes Wirtshaus im tiefsten Wald. Für Fußkranke und Romantiker, die ihr erstes Date mit einer totalen Charmeoffensive beeindrucken wollen, besteht auch die Möglichkeit, den Fußmarsch durch eine Pferdekutschenfahrt zu substituieren. Der Kutscher mit seinem imposanten Bart und Gamsbarthut sieht aus, als hätter er seinerzeit Ludwig II persönlich chauffiert. Da passt alles. Und sobald man dann das nette Wirtshaus am Ende der Zivilisation erreicht hat, darf man sich auf ein wirklich exzellentes, urbayrisches Essen freuen. Leider sind auch hier das altbekannte Schicki-Micki Volk vorzufinden (wirklich der einzige Minuspunkt :-() und so hatten wir die große Freude, zwei Tische beim – sagen wir mal mentalen Schwanzvergleich – zu bewundern. Es ging um die wichtigste Frage der Welt, wer der originalere Bayer mit den tieferen Wurzeln sei. Diese peinlichen Momente schluckten wir mit einem feinem Tegernseer Spezial Bier hinunter und dann kam auch schon die Ente, auf die wir uns schon den ganzen Tag gefreut hatten. Und ehrlich, dieser Gummiadler ist für etwas größeres gestorben, nämlich mich glücklich zu machen. Ich habe schon viele gebratene Enten gegessen, aber diese hier war mit Abstand der leckerste Donald Duck, der je auf meinem Teller liegen durfte. Ich habe keine Ahnung, wie es der Koch hinbekommen hat, aber die Haut war knusprig und würzig und das Fleisch supersaftig, mit einem wunderbaren Aroma. Phänomenal. Es gab Blaukraut und Knödel als Beilage. Auch hier wieder: top quality! Ganz haben wir die Ente nicht geschafft und ließen uns das große Stück, das einfach nicht mehr in den Magen passen wollte, stilecht in einem Doggybag einpacken. Daraus kochte ich tags drauf eine asiatische Hühnersuppe. Auch darin machte unser nunmehr altbekannter quakender Freund einen schlanken Fuß.

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Lieber Leser, wenn Ihr Euren Lieben einmal etwas wirklich uriges in wunderschöner Landschaft antun wollt, kann ich Euch nur empfehlen, einmal die Weissach-Alm auszuprobieren. Wer sich die geldigen Schicksen in ihren Burberry Hemden und Barbour-Jacken samt ihrer aufgespritzen weiblichen Begleitung wegdenken kann, wird hier einen wunderschönen Abend verleben. Unbedingt ausprobieren!

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