Die letzten zweieinhalb Tage hatte ich das „große“ Vergnügen, beruflich in Schweden verbringen zu dürfen. Nun stellt man sich Schweden als das Land der Elche, der Midsommernachtsfeiern, der Volvofahrer und uns Königin Sylvia vor. Und ja, es gibt auch diese Postkartenidylle aus dem Knäckebrotland. Leider habe ich davon nichts mitbekommen. Kaum in Arlanda gelandet sind wir auch schon mit dem Taxi auf das platte Land gefahren um dort das wahre Japan genießen zu können. Ja, kein Witz, das Seminar wurde in einem Hotel komplett im Japanstil abgehalten. So wird man an der Rezeption von netten Schwedinnen im Kimono begrüßt, die einem die mit einem Kirschblütenzweig bedruckter Schlüsselkarte für das Zimmer aushändigt und grob erklärt, wie man das zugewiesene Futonbett auf Tatamimatte findet.

Auf der Suche nach dem neuen Heim für die nächsten zwei Tage irrt der verwirrte Mitteleuropäer durch kilometerlange Betongänge, an deren einen Seite Türen abgehen,  vor denen kleine runde Körbe stehen. Ich dachte, es handle sich da um die Idee des Inneneinrichters, um der grauen Tristesse einen japanischen Touch zu geben (kennt man ja, klare Linien, einfache Formen, damit der Geist nicht abgelenkt wird). Es sollte sich jedoch heraus stellen, dass es sich hierbei um das Spa Körbchen handelt, in dem man seine Badehose, Handtücher, ein erbauendes Büchlein mit weisen Sprüchen packen kann um damit Richtung Badehaus zu marschieren. Was sehr clever ist, da man ansonsten nur mit einem Kimono und Frotte Schläppchen bekleidet den Tempel innerer und äußerer Reinigung aufsucht. Die genannten Utensilien liegen frisch gebügelt im Zimmer aus.

Leider konnte ich nur einmal diesen Bereich der Glückseeligkeit aufsuchen, da ich ja zu einer Konferenz da war. Ich nehme an,  die Entscheider, die sich diese Location ausgesucht haben, waren wohl der Meinung, nachdem wir eine Firmen Brainwash bekommen haben, ist es wohl nicht verkehrt, wenn die Mitarbeiter wenigstens in der Freizeit Körper und Geist auf gesunde Art und Weise wieder in Einklang bringen können, statt sich – wie sonst üblich – den Kopf Abends mit übermäßigem Alkoholmängen wieder frei zu knallen.

Keine Frage, es ist ein absoluter Genuß in einem der Thermalbecken zu liegen, auf das Meer herunter zu schauen und Schiffe vorbeiziehen zu sehen. Oder in dem riesen Schwimmbecken ohne kreuzenden Omas mit Badehauben oder pupertierenen, planschenden Pärchen seine Bahnen ziehen zu können. Aber irgendwie hatte ich dennoch Schwierigkeiten mit dem Dresscode, der hier herrschte. Mal sitzen die Gäste (zu 90% Schweden, der Sprache nach zu urteilen) nackt auf kleinen Hockern und übergießen sich mit kleinen Holzeimern mit heißem und kaltem Wasser als ob sie dies über Generationen von einer entfernten Samurai Linie ihrer Vorfahren gelernt hätten. In das Thermalbecken steigen sie allerdings wieder mit Badehose und -anzug, was, soweit ich die japanische Badekulutur kenne, ja eher eine Todsünde ist. Eigentlich komisch. Die Skandinavier sind doch eigentlich dafür bekannt, dass sie keine Probleme mit dem Tragen des Adam bzw. Evakostüms haben. Ich sage nur Sauna.

Langer Rede kurzer Sinn, da bin ich für zwei Tage in Schweden und das Einzig wirklich Schwedische, was ich in der Zeit mitbekommen habe, ist der starke heiße Kaffee, den es zu allen Tages und Nachtzeiten gibt, die Raucher, die zur Befriedigung ihrer Sucht auf den Balkon geschickt werden, den total überteuerten Alkohol an der Bar und an das freundliche „Hey“ oder besonders herzliche „Hey-hey“der Einheimischen, wenn sie mit Kimono und Körbchen unter dem Arm in den langen Gängefluchten auf dem Weg zum Wellnessbereich schlappen. Da denke ich mir doch, warum schickt uns meine Firma nicht gleich nach Japan?

Zum Trost nahm ich mir vom Flughafen noch etwas Rentierschinken und Elchwurst mit…

Impression  Bilder an der Wand - That´s Art!  Ausblick aus dem Thermalbecken  Hotelzimmer

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