Vergangenes Wochenende begab ich mich auf sehr dünnes Eis – küchentechnisch gesehen. Meine bessere Hälfte hatte Geburtstag und als Kavalier der alten Schule konnte ich es mir nicht nehmen lassen, sie mit einer, mit besonders viel Liebe gebackener, Geburtstagstorte zu beglücken. Ich koche gerne, regelmäßig und zumindest soweit genießbar, dass ich noch alle Freunde habe, die ich jemals zum Essen eingeladen habe und sich diese gerne erneut von mir bekochen lassen. Mir ist die Nutzung der Küche und das Hantieren mit Profi- Küchenmessern, heißen Pfannen und dampfenden Schüsseln also durchaus nicht fremd.

Wenn es jedoch um das Thema Backen geht, verfalle ich in eine Art Schockstarre. Nudel-, Spätzle- oder Knödelteig – kein Ding. Da muss ich mir aber auch keine Sorgen machen, dass der Teig nicht aufgeht, zu trocken durchs Backen oder einfach nicht griffig zur Weiterverarbeitung wird. Backen, das heißt auch, sich sklavisch an die Mengenangaben der Rezepte halten zu müssen und bloß nicht zu viel rumexperimentieren zu können, da man sonst am besten gleich die Menge der Zutaten doppelt einkaufen sollte, weil der erste „Wurf“ im Müll landen wird. Und das mit Ansage. Ich bin eher der Bob Ross Typ, wenn es um das Thema Lebensmittelzubereitung geht. Getreu nach der Devise: „there are no mistakes, only happy accidents“ habe ich zwar das Projekt in groben Zügen im Kopf, aber am Ende kommt immer ein bisschen etwas anderes heraus. Macht Abwechslung das Leben nicht erst lebenswert?

Umso größer muss die Leistung bewertet werden, dass ich mich für das Geburtstagskuchen Projekt direkt an ein Rezept für „Fortgeschrittene“ wagte. Geplant war eigentlich eine sichere Nummer wie Käse- oder Butterkuchen. Da kann sogar ich nicht viel kaputt machen. Zufällig stolperte ich aber über das „Surprise-Inside-Cake“ Rezept auf der Website von Dr. Oetker (ich klickte auf einen Werbebanner von Dr. Oetker, auf der Schokopralinen, die sehr an Hundehäufchen erinnerten, vom Himmel in eine Schachtel fielen und ich mir dachte, welcher Marketingentscheider so etwas freizeichnet und ob hinter dem Klick noch weitere obskure Überraschungen auf ihre Entdeckung warteten).

Ich wusste sofort, nur dieser Überraschungskuchen konnte es werden. Der Clou: wird der Kuchen angeschnitten, fallen bunte Schokolinsen aus seinem Inneren. Das Bild des Kuchens wirkte wie Lego StarWars auf mich. Cool, edgy, muss ich haben.

Um es kurz zu machen. Der Arbeitsaufwand, den das Dr. Oetker Versuchsküchen Team zur Erstellung des Kuchens angibt, scheint ein Fehler beim Kopieren des Rezepts auf die Internetseite geschuldet zu sein. Oder die Kollegen in der Entwicklungsabteilung arbeiten mit anderen Zeiteinheiten, vielleicht so etwas wie Kipferlstunden, die mit den Zeiteinheiten, wie wir sie kennen, quadriert werden müssen, damit es wieder passt. Und es bedarf einer Engelsgeduld, die vielen Schokolinsen sexy und adrett auf der Torte zu verteilen. Menschen, für die das Lesen eines Focus Leitartikels die höchste Form an Konzentration bedeutet, werden bei diesem Geduldspiel eine Familienpackung Tranquilizer schlucken müssen, um nicht Opfer eines Herzinfarkts zu werden.

Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Susanne war hellauf begeistert (ich auch) und geschmacklich konnte das Backwerk auch mit Topscores überzeugen. Wobei ich hierzu gestehen muss, dass ich ein paar Änderungen im Grundrezept vornahm, um der Zucker-Eier-Fett- Bombe etwas von ihrer Insulinschock Sprengkraft zu nehmen. Wir haben ein kleines Video gedreht, wie Susanne ihre Torte anschneidet. Es ist übrigen kein Fake, die Schokolinsen sind wirklich so filmreif aus der Torte gekullert, wie im Video zu sehen ist.

Also, nur Mut! Wenn ich das Ding hinbekommen habe, schaffen Sie es auch (Einschränkung nervöse Zeitgenossen: Entweder Beruhigungsmittel nehmen, die Dekolinsen von einem tiefenentspannten Bekannten aus dem näheren Umfeld drapieren lassen, oder die Dinger gleich weglassen und stattdessen mit Zuckerguss seinen Geburtstagsgruß auf die Torte klecksen). Cake Boss werden kann so einfach sein. Einfach einmal ausprobieren. Bei Problemen und Fragen können Sie sich bestimmt gerne an das eloquente Dr. Oetker Team auf Facebook wenden. Ich glaube, dort freut man sich über jede Anfrage, wenn ich mir deren Facebookauftritt so ansehe. Dort werden sogar die obskursten Postings beantwortet (sehr unterhaltsam). Das ist aber ein Thema, das in einem eigenen Artikel gewürdigt werden sollte. Frohes gelingen!

Hier der das cineastische Dokument der Erstbeschneidung des Kuchens auf dem youtube Channel von muenzi.de: THE SURPRISE IN THE CAKE – Susannes Geburtstagstorte.

 

Kaputt, aber glücklich. Die Überraschungs Torte kurzz vor dem Finish.

Kaputt, aber glücklich. Die Überraschungs Torte kurzz vor dem Finish.

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