Wer kennt ihn nicht, den legendären Spruch von Loriot in seinem meines Erachtens besten Sketch als Weinkverkäufer, der mehr Spaß am Konsum des mitgebrachten Weines hat, als am Verkauf desselben (Wer sich dieses Juwel Deutscher Humoristik noch einmal in Erinnerung rufen will, der findet hier den Link zu youtube. Die Geschichte passt ausserdem auch brilliant in die nahende Weihnachtszeit. Wer also noch nicht in Stimmung ist, möge sich damit gerne in diese bringen).

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Dieses Wochenende waren wir auf der Forum Vini, der alljährlichen Münchner Weinmesse. Susanne und ich besuchen sie seit drei Jahren und bestellen dort auch unsere Hausweine. Leider scheint die Messe immer professioneller zu werden, sodass sich immer mehr große Weinhändler breit machen und die interessanten kleinen Winzer, die mit Stolz und Inbrunst ihre eigenen Gewächse anpreisen, immer mehr verdrängt werden. Das ist äußerst schade, denn gerade diese kleinen Winzer machen eine Weinmesse erst so richtig spannend. Ich habe schon Messen erlebt, da hat der Winzer seine teuerste Flasche Eiswein entkorkt, wohlwissend, dass ich nichts bei ihm kaufen werde, einfach nur, weil er Spaß hatte, mit uns über seine Weine zu plaudern. Das passiert bei den Weinhändlern mit dem breiten Produktportfolio nicht, die sind bei weitem abschlußorientierter. Diese merken im Allgemeinen schnell, ob man Kaufinteresse bzw. das passende Portemonaie dabei hat oder nicht. Entsprechend üppig fallen auch die Proben aus, die in das Verkostungsglas gegossen werden.

Dieses Jahr hatten wir noch Begleitung von zwei Freunden, die auch den Duft der großen Weine schnuppern oder gar testen wollten. Die Mischung unserer Gruppe war recht heterogen (Susanne und ich bevorzugen Deutsche Weine, Peter trinkt nur „Perlwein“ also Puffbrause (er würde Champagner oder Crement schreiben) und Robert schwört auf schwere italienische Rotweine). So „mussten“ wir uns durch ein buntes Potpouri von Regionen und Weinsorten trinken. Leider hat es für Robert nicht ganz geklappt. Damit auch er nach vielen Proben auf deutschen und französischen Ständen in den Genuß von Rebensaft aus seiner bevorzugten Region kommen möge, steuerte ich zielstrebig auf einen Stand mit geraffter italienischer Flagge zu und orderte bei der Dame hinter dem Tresen nach einem schönen schweren, italienischen Spitzenwein. Das Fläschle dürfe schon 40 Euro kosten. Ich hatte zwar schon einige Promille im Blut und das Durchgoutieren von Riesling, Kerner, Weißburgunder und Trollinger hinterließen die ersten Bremsspuren in meinem sonst so brilliant arbeitenden Hochleistungsgehirn. Aber irgendwie fand ich dennoch verwunderlich, dass die Dame meinte, sie habe leider nur ganz wenig italienischen Wein dabei, aber die bulgarischen Spitzentropfen, die sie zur Auswahl hatte, seien ein Drittel billiger und doppelt so lecker. Wir probierten hier also drei Weine, die leider nicht Roberts Qualitätsansprüchen an italienischen Wein genügen konnten und so verließen wir den Stand mit ein paar Promillen mehr im Blut und einem Fragezeichen mehr in meinem Gehirn, wieso wir trotz ausdrücklicher der Wunschäußerung, ITALIENISCHE Top-Weine probieren zu wollen, bulgarische No-Names offeriert bekommen zu haben. Insbesondere, da der Stand mit einer großen italiensichen Flagge geschmückt war. Peter fand dann des Rätsels Lösung. Da der Künstler, der sich für die Standdekoration verantwortlich zeichnen darf, die bulgarische Fahne so adrett gerafft aufhing, wirkte das Ganze wie die Dekoration für die italienischen Sonderwochen im Supermarkt. Auch keine schlechte Methode, unbedarfte Kunden an einen sonst eher uninteressanten Stand zu bekommen.

Champus Peter in seinem Element

Ansonsten möchte ich noch die Entdeckung Dänemarks als großes Weinland erwähnen. Es gab tatsächlich einen Stand eines dänischen Weingutes. Auf die Frage, ob das das nördlichste Weinanbaugebiet Europas sei, wurde mir versichert, dass es noch nördlicher ginge. Es gäbe noch anerkannte Anbaugebiete in Schweden und Lettland. Da stellt sich mir  wiederum die Frage, ob da Essig angebaut und sich der Hoffnung hingegeben wird, dass sich Dank der globalen Erwärmung in 50 Jahren den Spitzenlagen in Burgund Paroli geboten werden kann. Der dänische Wein ist übrigens wirklich vorzüglich, ihm fehlt allerdings ein bisschen die Schwere und der Körper. Zusammen mit dem stolzen Preis von 25 Euro pro Flasche ist da meines Erachtens das Preis-Leistungsverhältnis  extrem unausgeglichen. Auch wenn das Etikett mit den nordischen Schriftzeichen schon sehr stylisch ist und ein Hingucker auf jeder Festtafel wäre.

Alles in allem kann man sagen, dass es wieder eine gelungene Aktion war. Unsere Weinvorräte sind für die nächsten 5 Monate wieder aufgefüllt und werden in den nächsten Wochen geliefert werden (wir wissen nur nicht mehr so genau, wieviele Flaschen wir schlußendlich bestellt haben) und wir haben uns einen kalten, verregneten Novembernachmittag preiswert und unterhaltsam schön getrunken.

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