nach einer beruflich wirklich sehr harten Woche (Standdienst bei einer Messe in Düsseldorf – meine Füße haben heute noch die Form von großindustriellen Krautstampfern. So etwas ist man als Bürohengst nun mal nicht gewohnt. Unsereins ist besser im Sitzfleischbereich trainiert) war es höchste Zeit für mich, mich mental und physisch wieder in Einklang zu bringen. Da traf es sich gut, dass mir ein Plakat in den Sinn kam, welches mir vor kurzem unweit unserer bescheidenen Wohnung aufgefallen war. Hier wurde für ein Alternativprogramm zum Oktoberfest mit dem Titel „Baby Bubbles lustiger Musitransenstadel“ beworben.

Baby Bubble

Die erklärenden Worte auf dem Plakat, die mit „Schwingen Sie schillernd auf einer Wolke aus Strass und Flitter mit einer Show, so bunt und komisch wie das Leben: Erleben Sie in Baby Bubble’s lustigem Musitransenstadl die wahre Glückseligkeit. Da werden namen tragende Sterne vom Himmel geholt! Opulente Kostüme, wagemutige Choreographien auf Stöckelschuh Größe 44, freche Conférencen und augenzwinkernde Comedy, herrliche Persiflagen und täuschend echte Star-Parodien“ ein Feuerwerk des ernsten Genres gepaart mit einem Schuß verbotener Erotik versprachen, sprachen mein Sinn für Kunst und Kultur umgehend an.

Wie der regelmäßige Leser meines Blogs mittlerweile weiß, wohne ich direkt am wärmsten Punkt Münchens nämlich direkt am städtischen Schwulenviertel und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Spielstätte dieses kulturellen Hochgenusses in Spuckweite unserer Wohnungstür liegt (Oberanger Theater). Nach nur fünf Minuten Fußweg war es dann soweit, Susanne und ich betraten ein Paralleluniversum in blauen Plüschstühlen, roten Lacktischtüchern und überdimensionierten Discokuglen. Das Publikum bestand zum gößten Teil aus „homogenen“ Pärchen und – besonders adrett – einigen Männern in Dirndl und Langhaarperücke gezwängt. Besonders gut hat mir ein äteres Semester gefallen, der mit blauweißem Dirndl, blonder Perücke und einem riesen Zinken im Antlitz auf einem der Zuschauerstühle Platz nahm. Er wirkte nicht unbedingt besonders weiblich, aber fesche Wadln hat er schon gehabt. Auch ansonsten gab das Publikum viel her und ließ uns so das Warten auf den Beginn der Show wie im Fluge vergehen. Hier könnte man Sozialstudien betreiben. Insbesondere wenn man interessante Gruppenkonstellationen betrachtet. Was macht z.B. ein vom Lieben Gott nicht wirklich mit äußerer Schönheit bedachtes Mädel mit zwei ganz offensichtlich stockschwulen Jungs, die beide aussahen, als wären sie die nächsten beiden Modelle für Michelangelos David zwei und drei?

Die Show selbst kann ich nur jedem wärmsten ans Herz legen. Baby Bubble ist eine begnadete Confrenciöse und Sängerin. Sie schaffte es bereits in der ersten Ansage, die Leute zum Schunkeln und Mitklatschen zu bringen. Selbst ich habe kräftig mitgeklatscht, da ich Angst hatte, evtl. als Spaßbremse aufzufallen und dadurch auf die Bühne gebeten werden zu können. Wieso ist so jemand eigentlich nicht im Fernsehen? Stattdessen langweilen uns die Sender mit selbstverliebten „Showgrößen“ wie Thomas Gottschalk oder Hohlbratzen wie die Möchtegern Popstärnchen bei Dietääh Bohlen.

Das Programm wurde noch von fünf weiteren Herren in Frauenfummel unterstützt (Winnie Winter, Lady Vanessa, Kitty Tornado, Michelle Laurance und Vanessa Balenciaga), die mit weiblichem Charme und Grazie das Publikum zum lachen und mitsingen brachten. Wie es sich für Stars von Welt gehört haben die Damen natürlich auch ihre eigne Homepage LasLunas. Schaut sie Euch mal an, wenn Ihr mal wirklich schöne Beine sehen wollt. So manche Frau wird da wohl feuchte Augen bekommen wenn sie sieht wie ungerecht weibliche Attribute der Schönheit verteilt sein können.

Für zwanzig Euro Eintritt bekommt man weit mehr Unterhaltung als bei so manchen Blockbustern aus Hollywood und das Bier gibts zum fairen Preis auch noch frisch gezapft aus dem Fass. Es war vielleicht nicht alles ganz FSK 16, sodaß ich diese Show nicht unbedingt für einen sonntäglichen Familienausflug empfhelen würde, und nicht jede Playback-Nummer schien 100%ig synchron mit den Lippenbewegungen überweinzustimmen, aber all das tut dem mehr als gelungenen Abend keinen Abbruch. Ich bin bestimmt nicht das letzte Mal zu Gast bei den Transen gewesen.

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