Seit gestern zähle ich nun auch zu den Besitzern eines Smarthpones. Mein altes Handy, ein Sony Ericson, das ich vor drei oder vier Jahren von einem damaligen Kollegen gekauft hatte, war einfach nicht mehr in der Lage, meine Ansprüche an die moderne Kommunikation zu gewehrleisten. Eigentlich war es vom ersten Tag nicht in der Lage. Ich habe mir das Ding andrehen lassen, weil das ja eine „suuuuper“ Cybershot Kamera mit 5 Megapixel intus hat und ich den versteckten Wunsch verspürte, mit diesem Wunderwerk der Optotechnik regelmäßig Fotos für meinen Blog zu machen. Nach den ersten Knipsversuchen habe ich diese Hoffnung allerdings schnell wieder verworfen, die Bildqualität spottet jeder Beschreibung. Außerdem störte mich vom ersten Tag die mikroskopisch klein gehaltene Tastatur und das Gefrickle beim Abrufen der Mailbox. Zudem kam in den letzten Monaten vermehrt der Druck, meine Mails auch mal unterwegs abrufen zu müssen. Umso erstaunlicher, dass ich es so lange mit meiner „Warze“ ausgehalten habe.
Seit gestern liegt nun ein Smartphone Namens HTC Desire neben meinem Schreibtisch und ich muss gestehen, so ein Ding ist schon ein faszinierendes Stück Technik. Gut, ich habe den halben Tag damit verbracht, dass das Ding meine E-Mails abruft und meine Termine mit dem PC abgleicht. Aber was ein echter Tekki ist bekommt auch so etwas zu einem guten Ende (graue Haare und frustrierte Weinattacken nicht mit einberechnet). Das Ding kann irgendwie alles: das Wetter in New York und Banda Seri Begawan in real-time anzeigen, mir sagen in welcher Stadt ich mich gerade befinde und wenn gewünscht auch noch gleich den Stadtplan um mich herum darstellen, im Internet surfen und Filmchen bei Youtube abspielen (die Bild- und Klangqualität ist sogar erstaunlich prima), es hat einen eingebauten mp3 Player und berichtet mir sekundengenau, wenn meine „Friends“ bei Facebook oder Twitter einen neuen Beitrag gepostet haben. Ach ja, und coole Spiele hat es auch noch drauf. Sprich, es kann eigentlich alles was der moderne Mensch zum täglichen Leben braucht. So ein technisches Wunderwerk hatte nicht mal Mr. Spock im Raumschiff Enterprise. Mir fehlt eigentlich nur noch der eingebaute Kaffeekocher.
Spannend wurde es, als ich den ersten Anruf auf mein neues Handy annehmen wollte. Und plötzlich stellt man fest, oh, wo ist denn die grüne Taste? Gibts nicht. Die Mitteilung auf dem Display hilft, zum Annehmen des Gesprächs soll ich den schwarzen Balken nach unten ziehen. Aha. Mist. Das war wohl das Auflegen. Also schnell mal in der Betriebsanleitung nachgesehen, dass so etwas nicht noch einmal passieren möge. Da steht über Telefonie gar nichts drin. Oh. Mehr und mehr wird mir bewusst, dass ist kein Handy mit ein paar Extrafeatures, das ich da in Händen halte sondern ein Taschencomputer mit der Möglichkeit, vielleicht auch fernmündliche Gespräche zu führen. Vorausgesetzt, das Wissen ist vorhanden, welches der bunten Bildchen auf dem Display wie gedrückt oder geschoben werden muss. Spannend auch die Aufgabe, die Mailbox abzuhören. Der von mir uncharmant weggedrückten, oder besser weggewischte, Anrufer scheint eine wichtige Nachricht hinterlassen zu haben. Soviel verrät mir das Gerät in meiner Hand schon mal, in dem es oben links im Display ein entsprechendes Bildchen einblendet und mit einem freundlich warmen „bling“ musikalisch untermalt. Und schon haben wir die nächste Herausforderung. Wie hört man die Nachricht ab? Mit meiner alten Warze war das alles kein Problem, einfach die Taste links oben drücken, Nachricht auswählen und auf Bestätigen gehen. Voila. Nun hat das neue Gerät ja keine entsprechenden Tasten mehr. Ich versuche auf das Nachrichten Icon zu drücken und nichts passiert. Langsam schwant mir, dass wir hierfür bestimmt eines der vielen vorinstallierten „Apps“ (kleine Programme) auswählen müssen. Und tatsächlich, nach etwas probieren habe ich sogar das passende Programm gefunden und konnte die Nachricht abhören. Ich habe noch etwas vor dem nächsten Abhören der Mailbox Angst, da ich mir den Klickpfad nicht gemerkt habe. Wieso werden so wichtige Funktionen nicht direkt auf die „Homepage“ des Telefons gelegt?
Ich werde nun nicht noch beschreiben, wie ich versuchte eine profane SMS zu versenden, da es mir bis jetzt noch nicht geglückt ist. Interessanterweise steht hierzu auch überhaupt nichts im Handbuch drin. Wahrscheinlich gehen die Entwickler davon aus, dass kein Mensch Mehr SMS bekommt oder tippt wenns doch so viel eleganter mit mobilen E-Mails geht. Spätestens jetzt kam in mir der ernste Gedanke auf, vielleicht doch besser drei weitere Jahre mit meiner alten Warze das Mobilfunkzeitalter zu beschreiten. Immerhin kann es trotz aller Schwächen das, was man von einem Handy eigentlich erwartet: telefonieren, Nachrichten abhören und SMS tippen ohne dabei mit verzweifeltem Gesichtsausdruck auf eine 5×9 cm große Glasfläche zu tippen.
Mein neues Smartphone und ich haben also noch einen weiten und steinigen Weg vor uns, bis wir beide an uns gewöhnt haben. Gott sei Dank heißen Smartphones ja nicht umsonst Gameboy für Manager. Ich werde mir also gleich mal ein paar heiße Games runterladen und mir mein neues Spielzeug auf spielerische Art und Weise aneignen. Sind wir nicht alle ein bisschen Homo Ludens? So hat das Gerät eine sinnvolle Verwendung und hat auch Susanne etwas davon. In der Zeit, in der ich Autorennen zocke oder Elfen aus der Geiselhaft verschlagener Zwerge rette, kann sie ungestört Big Brother und Co. im Fernsehen schauen.