Von Zeit zu Zeit überkommt es mich und ich gebe mich der leichten Muse hin.  Ab und zu brauche ich das für meine vis comica. Der Alltag ist mit genug Mühsal und Tragik ausgefüllt und so freut sich mein Denkergeist durchaus, wenn er sich ab und an mit nicht bedeutungsschwerem Amusemet ablenken kann. Vor kurzem gab es eine ganz besonders charmante Ablenkung vom täglichen survival of the fittest in der Millionenmetropole namens München. Ich besuchte meine erste Burlesque Show und ich muss sagen, es war ganz bestimmt nicht meine letzte.

Die Lebensgefährtin meines Geschäftspartners designt Kostüme für Bühnenshows und Burlesquetänzerinnen. Da meine Schwäche für Pin-up Kunst in unserem Büro ein offenes Geheimnis ist (mein Computerdesktop überrascht den Betrachter mit wechselnden, nur mit dem Nötigsten bekleideten Pin-up Girl Zeichnungen der 50er Jahre), organisierte besagter Geschäftspartner Tickets zur Premiere der Blonde Bombeshell Burlesque Show, für die seine Lebensabschnittspartnerin die Kostüme entworfen und gestaltet hatte.

Da zwei meiner Kolleginnen ebenfalls Interesse an der Kunst des erotischen Entkleidens bezeugten, wurde der Abend beinahe zur Firmenveranstaltung. (Während ich diese Zeilen schreibe frage ich mich, ob man den Abend nicht vielleicht als betriebliche Fortbildungsmaßnahme steuerlich absetzen kann. Müsste eigentlich beim Finanzamt durchgehen, wenn ich meine Kolleginnen überzeuge, beim nächsten Kundenevent die Vorzüge unsere Firma mittels einer kleinen „nackte Tatsachen“ Präsentation zu vermitteln. Sex sells bekannter weise. Ich muss das mal mit unserem Steuerberater besprechen).

Nachdem  unsere illustre Runde im Restaurationsbetrieb des Veranstaltungsorts ein, zwei Warm-up Aperetivi zu sich genommen und noch schnell eine Runde Getränke gegen mögliches Verdursten während der Vorstellung erstanden hatte, ging es auch schon los. Durch den Abend führte die Conférencieuse namens Philomena von Brühl, die mit strenger Oma Brille, steifen Cocktailkleid im Vintage Look und bis oben zugeknöpft den textilen Kontrastpunkt zu den Blond Bomb Shells, die tanzenden und strippenden Burlesque Künstlerinnen bildete, derentwegen wir uns so feuchtfröhlich eingefunden hatten. Abgerundet wurde der Abend durch zwei weitere Charaktere. Heinrich von Weech, der mit sonorer Stimme, gepflegten Umgangsformen und perfekt sitzendem Smoking die Tanzpausen der Bombshells mit Dean Martin Songs überbrückte und (das musste ich jetzt von der offiziellen Bombshell Webseite nachsehen) der „Stagemaid“ Darina Bouchet. Hierbei handelt es sich um eine supersize-curvy, Wasserstoffperoxyd blonde Transe, deren genaue Rolle sich mir nicht erschlossen hat. Außer, dass sie die abgefallenen Federn und Nippel Tassels nach den einzelnen Akten aufsammelte, ist mir die Figur nur deshalb in Erinnerung geblieben, weil ich mich fragte, wo man um alles in der Welt solch überdimensionierte 12 XL Corsagen und Strumpfhalter her bekommt.

Aber Stars des Abends waren die drei Burlesque Tänzerinnen Rose Rainbow, Dixie Dynamite und Lilly Libelle sowie deren wirklich prächtigen Kostüme. (Vielleicht sollte ich mir auch einen Künstlernamen mit Alteration zulegen. Tender Tom klänge schon mal nicht schlecht). Eigentlich erwartete ich eher ruhigere Show Acts. Ich hatte Ditta von Tess und Ihre Nummer im Cocktailglas im Kopf, ein getragenes Saxophonsolo untermalt musikalisch, wie sich die Dame auf der Bühne gekonnt und lasziv aus Corsage und Nylonstumpf schält. Stattdessen schmissen die drei Blondinen ihre Beine in die Luft wie die jungen Schwalberl im Frühling. Wie die Damen beim Can Can auf der Bühne rumwirbelten war schon atemberaubend. Ich wäre nach zwei Minuten mangels Kondition auf der Bühne zusammengebrochen. Und die Mädels hatten noch den Überblick, sich synchron von überschüssige Textilien zu entledigen. Respekt.

Ich erinnere mich noch an die erste Nummer, in der die Bombshells als Zimmermädchen mit dem Besen über die Bühne fegten. Wahrscheinlich weil dieses Zimmermädchen Sujet so ´ne fixe Männerphantasie ist. Aber die Performance war auch wirklich überzeugend.

Des Weiteren blieb mir noch eine indische Nummer im Sinn, aber eigentlich nur deshalb, weil Rose, Lilly und Dixie am Ende der Performance für meinen Geschmack noch zu warm angezogen waren. @Bianca (die Kostümbildnerin): da musst Du nochmal nacharbeiten und Stoff wegnehmen. 😉

Wiederum fasziniert war ich von Dixie Dynamites Cowgirl Auftritt. Steppen alleine ist ja schon eine Kunst für sich. Aber sich dabei ohne aus dem Takt zu kommen auszuziehen ist schon meisterlich. Insbesondere wenn am Ende der Darbietung mit zwei beherzten Handgriffen die BH-Körbchen weggerissen werden und dabei weder der BH noch die Tassels Schaden nehmen.

Lilly Labelle scheint das Gummigirl in der Combo zu sein. Wie die Dame die Beine bis hinter den Kopf biegt und dabei noch entspannt lächelt, ist schon beängstigend. Beim Zuschauen fährt es mir da schon ins Kreuz. So viel Yoga werde ich in diesem Leben gar nicht mehr praktizieren können, als dass ich auch nur ein Bein nur halb so hoch bekäme wie Lilly. Von der dazugehörigen Grazie ganz zu schweigen. Aber hey, für ´ne Karriere als Burlesque Tänzer ist es jetzt eh zu spät und wer will mich schon in Netzstrumpfhosen und Nippel Tassels auf der Bühne tanzen sehen?

Rose Rainbow ist die mit der größten Bühnenpräsenz. Die Show mit dem Teufel knisterte schon sehr vor Erotik. So hatte ich mir das Programm eigentlich vorgestellt. Außerdem bin ich von ihrem Tattoo am linken Arm fasziniert? Ist das wirklich eine Kuckucksuhr?

Um zum Ende zu kommen, der Abend hat mir ausnahmslos gut gefallen und ich war bestimmt nicht das letzte Mal in einer Burlesque Show. Ich muss nur noch Susanne dazu bringen, mit zukommen. Leider scheint sie für diese Kunst der Körperbeherrschung keinerlei Interesse zu hegen. Auch mehrmaliges Nachfragen erweicht sie bei diesem Thema nicht. Ich werde für den nächsten Burlesque Event also wohl meine beiden Kolleginnen fragen müssen, ob sie mich nochmals begleiten wollen. Bis dahin sollte die Frage über die steuerliche Absetzbarkeit für betriebliche Schulungszwecke geklärt sein.

Die Fotos verdanke ich meiner Kollegin Tanja, die mit ihrem iPhone brav draufgehalten hat. @Tanja: Vielen Dank. Du bist als engagiert! 😉

 

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Ich habe noch nie sooo große Dessous gesehen. Aber gut, Stagemaid Darina Bouche kanns tragen.

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Rose Rainbow tanzt mit Mephisto. Ist das wirklich eine Kuckucksuhr Tattoo auf der Schulter?

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Dixie Dynamite, Lilly Libelle, Rose Rainbow als temperamentvolle 1940er US Army Girls.

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Hier schnuppere ich die großen Bühnenluft. Für meine Show müsste ich allerdings drei T´s aufstellen, für „Tender Tom Tanzt“, oder so.

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Finale. Großes Lob an die Künstlerinnen. Ich komme wieder.

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Ich mit Bianca, der Kostümbildnerin. Talent hat sie, nur die Kostüme der Orient Nummer haben noch ein bisschen viel Stoff. Da wird sie nochmal ran müssen.

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Und hier noch Bianca mit meinen beiden Kolleginnen Tanja und Tamara, die neuen Sales Promoterinnen der Firma. Sie wissen es nur noch nicht.

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